Kurt Bartel

Kurt Bartel (1928-2023) studiert Anfang der 50-er Jahre an der Berliner Meisterschule. Anschließend verlässt er Deutschland, um erst in Italien und danach in Spanien (Ibiza) zu malen. Dort trifft er den für seine künstlerische Entwicklung prägenden Antoni Tàpies. Im 1958 von Will Grohmann herausgegebenen Standardwerk „Neue Kunst nach 1945“ wird Kurt Bartel (noch) als Tachist in einem Atemzug mit den (später) großen Vertretern der informellen Malerei wie Bernard Schultze, Emil Schumacher, Gerhard Hoehme, Winfried Gaul, Otto Greis, Karl Fred Dahmen, Heinz Kreutz und Wols genannt. 1959 ist Kurt Bartel bereits Künstler der ein Jahr zuvor von Dieter Brusberg gegründeten Galerie Brusberg. Anfang der 60-er Jahre erregt Bartel, nun endgültig nach Berlin zurückgekehrt, mit verschiedenen Ausstellungen weitere Aufmerksamkeit. In der von Will Grohmann kuratierten Kunstausstellung „Internationale Malerei 1960-61“ in Wolframs-Eschenbach begegnen sich Bartel und Grohmann zum ersten Mal. Will Grohmann persönlich hält 1962 die Laudatio zur Eröffnung von Kurt Bartels 2. Soloausstellung in der damals für zeitgenössische Kunst wegweisenden Berliner Galerie Diogenes von Günter Meisner. Es kommt zur Begegnung und zum regen Gedankenaustausch mit Otto Piene. Ein Jahr zuvor ist es der Kunstkritiker und spätere Gründungsdirektor der Berlinischen Galerie Eberhard Roters, der an gleicher Stelle in die Ausstellung mit Bartels Arbeiten einführt. Roters ist es auch, der Bartel als Vertreter der jungen Berliner Künstler für die 1964 bis 1965 in den USA gezeigte Wanderausstellung „Der Geist des neuen Berlin in Malerei und Skulptur“ sowie für die Ausstellung "Junge Berliner Künstler" in der Kunsthalle Basel auswählt. Einer großen Künstlerkarriere steht nichts mehr im Wege. Doch der Eingang in den Olymp, mithin in die Höhen (oder Tiefen?) des sich sprunghaft entwickelnden Kunstmarktes im prosperierenden Deutschland, ist dem eigenwilligen Künstler suspekt. Mit der Trennung von Brusberg „verschwindet“ allmählich der Name Kurt Bartel im Ausstellungsleben der Bundesrepublik. Die vom Arbeiter- und Bauernstaat umzingelte Insel Berlin (West) ist für Jahre Zentrum und mithin Eiland des künstlerischen Schaffens Kurt Bartels. Anfang der 70-er Jahre zieht sich Bartel noch mehr, noch weiter zurück. Österreich wird für über 20 Jahre eine neue Heimat, die Bartel hin und wieder für Ausstellungen verlässt. Mit steigendem Abstand verringert sich der Bekanntheitsgrad. Aber für einen unprätentiösen Künstler, der weiterhin an treue Sammler verkauft, hat eine Vita ohne feste Galerie, ohne Museumsankauf und ohne Auktionsbeteiligung keine Bedeutung. Dass Kurt Bartel 1994 schließlich nach Leipzig seinen Lebensmittelpunkt verlegt, hat ausschließlich private Gründe und mit Leipziger Malerei eben so wenig zu tun wie die des in Leipzig geborenen großen Vertreters des Informel Hans Hartung. Mittlerweile erreicht Kurt Bartel sein 90. Lebensjahr und es ist mehr als an der Zeit, das umfassende Œuvre dieses außergewöhnlichen Künstlers einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zumachen.

Die Ausstellung „Ans Licht“ zeigt Arbeiten aus 60 Jahren künstlerischen Schaffens. Die Auswahl von 1957 bis 2017 konzentriert sich dabei auf das Wesentliche Bartelscher Malerei: die Auseinandersetzung mit Licht, Farbe und Raum. 

Frank Berger (Kurator)